Im Nonstal gibt es eine Gruppe von Menschen, die sich jeden Morgen, 365 Tage im Jahr, im Morgengrauen ohne Verabredung am Tretsee bzw. Felixer Weiher einfinden, einem kleinen Bergsee an der Grenze zwischen Trentino und Südtirol.
Diese Tätigkeit ist heute als Kryotherapie bekannt aber diese wagemutige Gruppe war sich der Vorteile eines Eisbades schon zu ungeahnten Zeiten bewusst!
Es sind vor allem Frauen jeden Alters, aber auch ein paar Männer. Alle stehen vor 6 Uhr morgens auf, ziehen sich schnell an, stecken ein kleines Handtuch in die Tasche und fahren ohne zu frühstücken mit dem Auto zu einem Ort namens Plazze di Tret. Sie treffen einzeln ein und jeder geht in seinem eigenen Tempo den Weg entlang, der direkt zum Tretsee führt.
Das Ziel dieser Menschen ist nicht einfach nur der See, sondern buchstäblich sein Wasser!
Ihr Geheimnis für ein angenehmes Bad ist es, schnell zu gehen und den Körper dabei gut aufzuwärmen. So erreichen sie in zügigem Tempo in nur 35 Minuten einen kleinen Steg am Nordostufer des Sees. Hier ziehen sie sich aus, hängen ihre Kleider an einen alten Lärchenbaum und tauchen dann in das kalte Wasser des Sees ein. Dabei genügt ein kleiner Moment für ein „Reset“! Wieder draußen verdunstet das Wasser auf dem erhitzten Körper fast von selbst, und ein kleines Handtuch reicht, um die letzten Tropfen abzutrocknen, bevor man sich wieder anzieht und ins Tal hinabgeht.
Im Winter hingegen gelten besondere Regeln.
Der erste hat die Aufgabe, das sich auf der Oberfläche gebildete Eis zu durchstoßen. Zu diesem Zweck wird eine kleine Axt im Wald versteckt gehalten. Dann sollte unbedingt ein Lappen auf das Eis gelegt werden, weil sonst die beim Verlassen des Wassers auf die Eisfläche gestellten nassen Füße Gefahr laufen, am Eis festzukleben!
Nach dem Bad geht es mit leichtem Geist und regeneriertem Körper zurück ins Tal. Man kreuzt sich auf dem Weg, geht nach Hause und dann zur Arbeit oder kehrt ins Hotel Scoiattolo ein, um auf andere zu warten und gemeinsam zu frühstücken.